Das Schlimmste aber war der Judenstern by Helen Waldstein Wilkes

Das Schlimmste aber war der Judenstern by Helen Waldstein Wilkes

Autor:Helen Waldstein Wilkes [Wilkes, Helen Waldstein]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-11-20T00:00:00+00:00


Lächelnd lese ich das Wort 'Helenchen', und dass sich Fanni ein Sitzbad in unserem Bach vorstellte. Vom Haus zum Bach musste man gut zwanzig Minuten durch die Felder gehen, das war schon im Sommer schwierig und ganz unmöglich bei Schnee und Eis im Winter. Doch spüre ich, aus welcher lebhaften Wissbegierde und echter Fürsorge die Fragen meiner Großmutter stammen.

Trotz allem schätzt sich mein Großvater Josef glücklich.

'Ich bilde mir ein, dass ich beim l. Herrgott Protektion habe', schreibt er im September 1939. Er lässt jetzt gelten, dass seine ganze Familie nach Kanada will, und sieht ein, dass seine Lieben nur im Ausland eine Zukunft haben. Gedämpft wird seine Freude allerdings dadurch, dass er weiß, wie es den Juden in Europa geht.

Budweis, 26.9.39

Mit unserem heutigen Brief kommen wir wieder uns nach Euerem Wohl zu erkundigen. Wir sind gtl. gesund und hoffen dasselbe von Euch allen. Euer letzter Brief hat uns sehr gefreut, auch die Bilder haben wir diese Woche erhalten und machten den besten Eindruck auf uns, schaut alles prächtig aus, speziell das l. Hellikind.

Doch wenn ich Dich l. Edi anschaue, so tut mir von Herzen leid, wie viel Sonnenstrahlen müssen brennen, bevor so ein Gesicht schwarz wird. Aber trotzdem seht zu in den ganzen Monaten, was herrliches Du leistest und sind wir auf Deinen Besitz und Deine Leistungen stolz. Heute habe [ich] die Bilder bei F&P gezeigt, alle sind begeistert. Frau P. möchte gleich ihr ganzes Haus dafür geben. Trotz Deiner vielen Arbeit wirst Du hier beneidet. Hier gehen junge, starke Juden arbeitslos herum, möchten gerne nur um die Kost arbeiten. Der junge Sohn von Rosenberg geht täglich in die Ziegelei, verdient für die ganze Woche fast nichts.

Nun noch zu Dir, l. Edi. Zu Deinem Wiegenfest alles Gute und Schöne, vor allem immer eiserne Gesundheit und alle Deine Wünsche sollen Dir in Erfüllung gehen. Ich hoffe, dass Du bei deinem Fleiß und Energie es weiter bringen wirst wie in Strobnitz. Ich bilde mir ein, dass ich beim l. Herrgott Protektion habe und hoffe zu Ihm, dass Ihr binnen Kurzen sicher eine Position haben werdet. Sobald die l. Fränkels weg sind, so sind wir halbwegs über dem Wasser.

Den l. Arnold und Vera wird es leichter gehen. Sei froh, l. Edi, dass Du so weit bist, denn wenn ich Deine Bekannten hier ansehe, tut mir das Herz weh. Alles will auswandern, keiner kann. Lauter Schwierigkeiten.

Nun schließe ich mit nochmals alles Gute zu Deinem Geburtstag, mein l. Edi. Beste Grüße an Gretl, Anny, Ludwig, und vor allem an mein liebes Hellikind. Ich sehe sie noch im Garten in Strobnitz spielen.

Dein treuer Papa.



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